Abgeschlossene Einzelprojekte

Paul Flemings Suavia

Beate Hintzen

Der früh verstorbene Barocklyriker Paul Fleming (1609–1640) gilt als Vollender und Überwinder der literarischen Tradition des Petrarkismus in Deutschland. Diese Entwicklung hat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Hans Pyritz in nuce an dem 1631 publizierten Zyklus von Kussgedichten nachzuweisen versucht. Die These ist heute allein auf Grund der Überlieferungslage nicht mehr haltbar. Vielmehr soll plausibel gemacht werden, dass sich in den Suavia verschiedene erotische Diskurse mischen, die sich sowohl aus antiken Quellen als auch aus der zeitgenössischen – wiederum in antiker Tradition stehenden – Liebesdichtung, und zwar insbesondere der lateinischen, aber auch der volkssprachlichen (Janus Secundus, Janus Lernutius, Janus Dousa, Daniel Heinsius, Iulius Caesar Scaliger, Caspar von Barth, Martin Opitz, Maciej Kasimierz Sarbiewski) speisen. Überdies sollen die Gedichte nach der Editio princeps und einem Autographen Flemings neu ediert sowie durch eine Prosaübersetzung und einen Kommentar der weiteren Forschung zugänglich gemacht werden.

Die Ergebnisse des Projekts wurden in der Reihe »Super alta perennis« veröffentlicht: Beate Hintzen, Paul Flemings Kußgedichte und ihr Kontext, Göttingen: Bonn University Press 2015 (Super alta perennis 16).

Paul Flemings Kußgedichte
© Vandenhoeck & Ruprecht

Norm und Poesie: Explizite und implizite Poetik in der lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit

Das vom CCT mitorganisierte »4. Arbeitsgespräch der Deutschen Neulateinischen Gesellschaft« fand von 5.–6. Februar 2010 in Bonn statt und stellte das unterschiedliche Dichtungsverständnis sowie die Wechselbeziehung zwischen Dichtungstheorie und Dichtungspraxis in der Frühen Neuzeit in den Mittelpunkt.

Die Ergebnisse der Tagung wurden in der Reihe »Frühe Neuzeit« publiziert: Norm und Poesie: Zur expliziten und impliziten Poetik in der lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit, hg. von Beate Hintzen und Roswitha Simons, Berlin/Boston 2013: De Gruyter (Frühe Neuzeit 178).

Norm und Poesie
© De Gruyter

Ideologische Diskurse in der lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit

In der frühen Neuzeit war Latein die wichtigste internationale Sprache, die daher regelmäßig in politischen Kontexten verwendet wurde und somit auch die zeitgenössischen ideologischen Diskurse prägte. Die vom CCT mitorganisierte internationale Konferenz »Ideologische Diskurse in der lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit« an der Universität Leiden (26.–28. November 2009) setzte sich mit den ideologischen Einflüssen der neulateinischen Literatur auseinander und reflektierte die entscheidende Bedeutung der lateinischen Sprache und Literatur innerhalb der politischen Kultur im Europa der frühen Neuzeit.

Die Ergebnisse der Tagung sind in der Reihe »Noctes Neolatinae« erschienen: Discourses of Power, Ideology and Politics in Neo-Latin Literature, hg. von Karl Enenkel, Marc Laureys und Christoph Pieper, Hildesheim/Zürich/New York: Olms 2012 (Noctes Neolatinae 17).


Argumenta in dialogos Platonis.jpg
© Schwabe

Argumenta in dialogos Platonis: Einleitungen zu den Dialogen Platos

Theo Kobusch (Bonn), Michael Erler (Würzburg), Ada Neschke-Hentschke (Lausanne)

Dieses Forschungsprojekt strebt an, die Grundzüge einer Geschichte der Hermeneutik der platonischen Dialoge darzulegen. Von frühester Zeit an gab die Dialogform den Anstoß, nach der richtigen Interpretation der Dialoge Platons zu fragen. Fast die gesamte Geschichte des Platonismus ist auch eine Geschichte der Hermeneutik des platonischen Oeuvres. Von Albinos im 2. Jahrhundert, vielleicht schon früher, bis zu Schleiermacher begleitet die Platointerpretation auch durchgehend eine Art hermeneutischer Theorie. Eben dieser widmet sich das Projekt. Im einzelnen sollen dabei neben der mittelplatonischen Position (Albinos, Diogenes Laertios, Calcidius) auch die neuplatonische Hermeneutik (Proklos, Simplikios u.a.), in Byzanz Plethon und Bessarion, in Italien Marsilio Ficino und Patrizi, in Frankreich Jean de Serres und Symphorien Champier, schließlich die Cambridge Platonists, Vossius, Stanley und Brucker und aus dem 18. Jahrhundert die klassische Philosophiegeschichtsschreibung von Tiedemann und Tennemann berücksichtigt werden. Es haben darüber inzwischen zwei Kolloquien in Rom (2006; 2008) stattgefunden.

Aus den Kolloquien sind zwei Sammelbände hervorgegangen, die in der Reihe »Bibliotheca Helvetica Romana« im Schwabe-Verlag erschienen sind:

  • Argumenta in dialogos Platonis. Teil I: Platoninterpretation und ihre Hermeneutik von der Antike bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, hg. von Ada Neschke-Hentschke, Basel: Schwabe 2010 (Bibliotheca Helvetica Romana 31).
  • Argumenta in dialogos Platonis. Teil II: Platoninterpretation und ihre Hermeneutik von der Antike bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, hg. von Michael Erler und Ada Neschke-Hentschke, Basel: Schwabe 2012 (Bibliotheca Helvetica Romana 32).

Gerontologia
© Vandenhoeck & Ruprecht

Theodosius Schoepffers Gerontologia seu Tractatus de jure senum

Arnold Becker, Marc Laureys, Karl August Neuhausen und Georg Rudinger

Angesichts des dramatischen demographischen Wandels fast aller europäischer Gesellschaften steht die Erforschung des Alter(n)s mit Recht im Zentrum derzeitiger wissenschaftlicher und politischer Diskussionen. Dabei erweist sich eine historische Perspektive mit Rekurs auf ähnliche Erfahrungen alternder Gesellschaften, vor allem beim Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert, als sehr aufschlussreich. Die 1705 erschienene lateinische Schrift des Quedlinburger Juristen Theodosius Schoepffer (»Gerontologie oder Abhandlung über das Recht der alten Menschen«) bildete den Ausgangs- und zugleich Brennpunkt der kulturwissenschaftlichen Untersuchungen eines interdisziplinären Forschungsprojekts am CCT.

Die Ergebnisse des Projekts wurden in der Reihe »Super alta perennis« veröffentlicht: Theodosius Schoepffers ›Gerontologia seu Tractatus de jure senum‹: Kulturwissenschaftliche Studien zu einem vergessenen Traktat über das Altenrecht, hg. von Arnold Becker, Marc Laureys, Karl August Neuhausen und Georg Rudinger, Göttingen: Bonn University Press 2011.


Politischer Aristotelismus

Christoph Horn und Ada Neschke-Hentschke

Die »Politik« ist die bedeutendste staatsphilosophische Schrift des Aristoteles. Aus ihr bildete sich schon früh die abendländische Tradition politischen Denkens. Die verschlungene Geschichte des politischen Aristotelismus ist bislang nur lückenhaft aufgearbeitet. Der Sammelband wirft neues Licht auf die komplexe Rezeptionsgeschichte der aristotelischen »Politik« vom Hellenismus über Spätantike und Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert.

Die Forschungsergebnisse sind im Metzler-Verlag erschienen: Politischer Aristotelismus: Die Rezeption der aristotelischen »Politik« von der Antike bis zum 19. Jahrhundert, hg. von Christoph Horn und Ada Neschke-Hentschke, Stuttgart/Weimar 2008.

Politischer Aristotelismus
© Metzler

Cristoforo Landinos Xandra zwischen Liebe und Gesellschaft

Christoph Pieper

Cristoforo Landinos Xandra ist ein Meilenstein in der Entwicklung der lateinischen Poesie des 15. Jahrhunderts. Sie verbindet die Tradition der augusteischen Liebeselegie auf innovative Weise mit dem Preis der Stadt Florenz und ihrer Herrscher, der Familie der Medici. Christoph Pieper legt zum ersten Mal eine umfangreiche Deutung des komplexen Textes vor, wobei ihn besonders das Zusammenspiel von Enkomiastik und poetischer Selbstinszenierung interessiert. Dafür geht er sowohl auf den Publikationskontext (Landinos Bewerbung am Florentiner Studio) als auch auf zentrale Themen der Zeit ein (elegisches Dichten und Petrarkismus, Position des Dichters in der humanistischen Gesellschaft, intellektuelle Spannungen zwischen Rom und Florenz). Innerhalb dieser Bezugsrahmen erweisen sich Landinos Gedichte als bedeutender Beitrag zur Konstruktion eines florentinischen Selbstverständnisses in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Studie liefert somit einen Beitrag zum Verständnis des italienischen Renaissance-Humanismus als Teil eines kulturellen und politischen Machtdiskurses.

Die Ergebnisse des Projekts wurden in der Reihe »Noctes Neolatinae« veröffentlicht: Christoph Pieper, Elegos redolere Vergiliosque sapere: Cristoforo Landinos »Xandra« zwischen Liebe und Gesellschaft, Hildesheim/Zürich/New York 2008 (Noctes Neolatinae 8).

Weitere Forschungs-aktivitäten

Laufende Projekte

Das Centre for the Classical Tradition bündelt die laufenden Forschungsprojekte zur Antikerezeption an der Universität Bonn.

Streitkulturen

Von 2013 bis 2015 war das Centre for the Classical Tradition am »Leverhulme International Network Renaissance Conflict and Rivalries: Cultural Polemics in Europe, c. 1300–c. 1650« beteiligt.

Horaz-Rezeption

Von 2012 bis 2014 nahmen Forscher:innen des Centre for the Classical Tradition an der »Trilateralen Forschungskonferenz« zur Rezeption der horazischen Dichtung in der neulateinischen Literatur teil.

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